Habitusanalyse

"Eine bewusste, überlegte Entscheidung schließt auch immer die Möglichkeit des Ungehorsams ein (Bourdieu 1997)"

Gründe für eine Habitusanalyse

In Supervision und Beratung tauchen immer wieder nicht umgesetzte Lebenswünsche auf, für deren Aufschub gut nachvollziehbare Gründe angegeben werden. Sucht man diese Problematik allein auf der psychologischen Ebene zu verstehen, bleibt vielfach der gesellschaftliche Einfluss auf Handlungsentscheidung unberücksichtigt. Der Soziologe Bourdieu begründet die Nichtumsetzung von Lebenswünschen mit einem habituell bedingten Selbstausschluss, hervorgerufen durch soziale Begrenzungen. "Mir steht das nicht zu" oder "ich gehöre dort nicht hin" sind die begleitenden Gedanken - sich unbeholfen, ohnmächtig, abgelehnt oder fremd zu fühlen sind die korrespondierenden Gefühle. Es handelt sich um natürlich akzeptierte Grenzen mit sozialen (vererbten) Wurzeln, an denen wir unser Alltagsdenken und -handeln unbewusst ausrichten. Scham- und Schuldgefühle sorgen dafür, dass wir das gefühlt unpassende Ziel nicht weiterverfolgen oder wir überzeugen uns irgendwann selbst, dass es vernünftig ist, derlei utopische Wünsche aufzugeben.

So läuft eine Habitusanalyse ab

Mit der Habitusanalyse lässt sich ein Diagnoseinstrument in den Supervisions- oder Beratungsprozess integrieren, welches die sozial bedingten Grenzen auf der biografischen und generativen Ebene sichtbar macht. Dazu braucht es eine herkunftsorientierte Positionierung im sozialen Raum und die Analyse von Denk- und Deutungsmustern aus biografischen Gesprächen. Gemeinsam mit den Ratsuchenden wird den geäußerten Entwicklungsbegrenzungen nachgespürt und die herkunftsbedingte Einbindung in soziale Zusammenhänge sowie der persönliche Berufsweg im sozialen Raum in Form einer Positionsanalyse dargestellt. Das Anerkennen und Verstehen der unbewusst wirkenden habituellen Wurzeln und damit verbundener Denk- und Handlungsgrenzen eröffnet neue Entscheidungsoptionen. Das kann die Emanzipation von habituellen Überzeugungen sein bis hin zur Überschreitung der habituell geschützten Grenzen. Dabei bleibt der Blick immer auch auf dem emotionalen Erbe, welches sich nicht so einfach abschütteln lässt. Das zeitweise Verlassen persönlicher Sinnebenen und die Identifikation der Tragweite gesellschaftlicher Strukturen in unserem Denken und Handeln eröffnet dem Einzelnen neue Erkenntnisse: hinsichtlich dem Gefühl von Gruppenzugehörigkeit(en) zu Milieu, Geschlecht, Ethnie oder einem Generationenzusammenhang.

Mein Angebot

Ich führe umfassende Habitusanalysen nach Absprache in der beruflichen Neuorientierung oder Einzelsupervision durch. Anteile davon setze ich im Rahmen von Fallsupervision oder in der Arbeit mit Teams um. Als Professional in (sozial)pädagogischen Handlungsfeldern oder Supervisor*in bzw. Berater*in biete ich Ihnen Fortbildungen zu Habitusanalyse und -sensibilität an. Hier können Sie ihr Fach- und Erfahrungswissen um diese sozioanalytische Methode erweitern und eine habitussensible Arbeitshaltung entwickeln.

Melden Sie sich gerne bei Interesse

In einem unverbindlichen telefonischen Erstgespräch klären wir gemeinsam die möglichen Rahmenbedingungen für eine Habitusanalyse ab. Die Beratungssettings können auch remote stattfinden, bei Weiterbildungen zur Habitusanalyse sind auch hybride Formate denkbar. Es bietet sich an, die Erkenntnisse der Habitusanalyse mit anschließenden Supervision zu verstetigen und in der Alltagspraxis zu reflektieren.

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