Hier finden sich Beiträge und Gedanken rund um das Thema Habitus und welche Rolle es in meinen Bildungs- und Supervisionssettings spielt.
Was Sie schon immer über den Habitus wissen wollten...
Habitussensibilität stellt eine professionelle Grundhaltung dar und fordert von Beratenden neben einer Ausrichtung an den persönlichen Einschätzungen der Ratsuchenden immer auch die Berücksichtigung gesellschaftlicher Einflüsse. Das Erkenntnisinstrument dafür ist die Habitusanalyse.
Neben einer Verständnistiefe für das subjektive Krisenerleben des Ratsuchenden eröffnet die Habitusanalyse als Arbeitsinstrument und Erklärungsmodell einen Blick auf ein "Leiden an der Gesellschaft", wie Schultheis es nennt, welches kein individuelles Schicksal darstellt. Diese Erkenntnis hat entlastende Funktion, denn damit ist nicht allein das überforderte Individuum Schuld an der Krisensituation, die es oftmals trotz intensiven Bemühens nicht lösen kann - sondern es wird möglich sozial bedingte Handlungsgrenzen zu identifizieren. Deren Bearbeitung erfolgt auf einer anderen Ebene und mit Hilfe von psycho-sozialen Beratungsmethoden.
Seit ich mit den Forschungsansätzen Bourdieus in Bildungs- und Beratungskontexten arbeite, konnte ich zahlreiche Erfahrungen mit dessen Erkenntnismöglichkeiten in unterschiedlichen Berufs- und Lebensfeldern sammeln und gleichzeitig viel über mich selbst und meine sozialen Wurzeln lernen - und lerne immer noch. In der Beratung- und Supervisionsausbildung spielt die Selbstreflexion und auch Selbsterkenntnis der Beratenden eine wichtige Rolle, damit nicht "aus dem Bauch heraus" beraten wird oder unbewusste Übertragungen eigener Themen "blinde Flecken" in der Analyse erzeugen. Das eigene Beratungshandeln sowie weitere soziale Beziehungseinflüsse im Beratungssetting sollen im Prozess kontrolliert und gesteuert werden, das ist ein Baustein der Qualitätssicherung. Mithilfe einer Habitusanalyse erhält der Reflexionsprozess vom Beratenden eine zusätzliche Ebene und Verständnistiefe, da ein Mehr an unbewussten Prägungen versteh- und besprechbar wird. Letztlich führt das zu einer habitussensiblen Grundhaltung, mit welcher er den Ratsuchenden/Klient*innen begegnet.